16 Tage Zeltlager - Ohne Eltern, ohne Handy, ohne social media

Über zwei Wochen Sommerlager. Leben in Zelten mit wenig Komfort. Und das bei jedem Wetter. Das ist der Höhepunkt des Jahres für die Kinder und Jugendlichen in unseren Gruppen. Doch was ist daran so anziehend? Zuhause lockt der Cluburlaub oder die Städtereise mit großen Genüssen und Bespaßung. Doch das ist der Knackpunkt: Unser Lager bietet nicht nur kurzfristigen Spaß, sondern Freude an bleibenden Erinnerungen und Erfahrungen...

Was zieht Kinder und Jugendliche heute noch raus in die Natur?

Kälte, Nässe, Schlafen auf der harten Isomatte. Viel Komfort bietet ein Zeltlager nicht.  Gerade das Fehlen von Komfort ist es, dass uns das Lagerleben so genießen lässt. Nach dem Feuerholzsammeln in der Jurte am Feuer zu hocken. Müde vom Wandern kühlen Tee aus dem Trinkgeschirr zu schlürfen. Diese schlichten und bescheidenen Genüsse zeigen uns erst, was wir wirklich brauchen. Wenn immer die Kameraden aus der Sippe und Meute um einen sind, wer vermisst da Handy und Spielekonsole? Langeweile kommt selten auf. Und selbst wenn: das regt die Kreativität an! Da erfinden die Kinder eigene Spiele. Oder bauen aus Naturmaterialien eigenes Spielzeug. Ohne vorgefertigte Videospiele, ohne Zeitfresser wie social media und co, entdecken Kinder und Jugendliche wieder die Freude an den kleinen und einfachen Dingen.

Die Freude am Ausprobieren

Ein Grundsatz unserer Arbeit ist: "learning by trial and error". Manchem ist dieses Prinzip vielleicht ein Begriff aus dem Pädagogikseminar. Wir leben auf dem Sommerlager danach. Alles was es zu Lernen gilt, muss erstmal ausprobiert werden. Einen Knoten lernt man nicht aus dem Lehrbuch. Text und Melodie eines Liedes müssen gesungen werden um es zu lernen. Dabei dauert es oft viele Male bis es gelingt. Aber genau daraus lernen die Kinder und Jugendlichen am Besten. Und nicht nur, dass man aus Fehlern lernt. Beim Fehlermachen lernt man ganz nebenbei auch mit Rückschlägen umzugehen und nicht gleich aufzugeben, wenn es bei ersten Mal nicht klappt. Möglichkeiten zum Üben finden sich auf dem Sommerlager genug. Jedes Essen wird durch die Gruppen selbständig zubereitet. Die Fehler, die dabei entstehen trägt jede Gruppe gemeinsam. Ob versalzen oder angebrannt: Selbst gekochen schmeckt am Besten!

Was ein Pfadfinder wissen muss

Was genau lernen die Wölflinge und Pfadfinder auf unseren Lagern? Knoten und Bünde, das Knüpfen von Zeltplanen, den Umgang mit Werkzeug wie Fäustel und Beil. Diese Dinge lernt jeder Pfadfinder schon am ersten Lagertag. Ohne dieses Wissen kann kein Zelt aufgebaut werden. Der Umgang mit Lebensmitteln, Kochen von einfachen Gerichten. Diese Dinge üben sich im Laufe des Lagers von ganz alleine. Wenn jeden Tag zweimal gekocht wird, haben bald alle heraus, wie lange Nudeln im Wasser brauchen bis sie gar sind. Solche technischen Fähigkeiten sind die eine Seite der Dinge, die man auf dem Lager lernen kann. Darüber hinaus gehen die Fähigkeiten, die jeder einzelne, je nach Alter, ausbilden kann. Eigenschaften wie Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Hilfsbereitschaft erlernen sich von selbst im Lageralltag. Im Spiel den versteckten Hinweis zu entdecken. Abends sorgfältig die Schreibsachen regendicht zu verpacken. Einem Jüngeren beim Wassertragen zur Hand gehen. Ohne das Vorträge über die Wichtigkeit dieser Werte gehalten werden, erfährt jeder Pfadfinder, warum ohne sie ein Miteinander nicht möglich ist.

Das Halstuch: Ein Zeichen überwundener Herausforderungen

Wertschätzung und Anerkennung für erbrachte Leistung sind wichtig. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen stets eine Bestätigung dafür, dass ihr Handeln richtig ist. Im Kleinen wird das täglich durch Lob und ein gutes Wort ausgedrückt. Doch für eine große Leistung bedarf es auch einer angebrachten Wertschätzung. Die Halstücher und Abzeichen, die unsere Wölflinge und Pfadfinder auf jedem Großlager erhalten, sind ein sichtbares Zeichen dafür. Das Erlernen verschiedener Pfadfindertechniken dauert seine Zeit. Oft üben die Kinder über ein halbes Jahr bis sie alle nötigen Bestandteile für eine Probe, wie das orangene oder blaue Haltuch, erlernt haben. Auf den Großlagern im Winter und im Sommer haben sie dann die Chance ihre Halstücher zu erreichen. Typisch nach Pfadfinderart wird nicht theoretisch, sondern praktisch geprüft, ob die Pfadfinder alles für ihre Probe beherrschen. Bei dieser Prüfung entscheidet also nicht allein das sture Auswendiglernen. Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit sind ebenso gefragt. Zuletzt erhält jeder Wölfling und Pfadfinder das verdiente Zeichen seiner Bemühungen. Denn darauf kommt es vor allem an: Sein Bestes zu geben, auch wenn einmal nicht alles gleich klappt.